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Schüler zu doof oder Unternehmen zu faul?

Für viele Unternehmen, vor allem für viele kleinere, könnte 2017 Mismatch zum Wort des Jahres werden. Ihre Erwartungen an Zahl und Vorbildung von Auszubildenden werden offensichtlich allzu häufig nicht erfüllt. Alle Studien zur Beruflichen Bildung weisen auf derlei Passungsprobleme hin.

Kein Wunder, denn die Baby-Boomer-Jahrgänge kommen jetzt in die Rentnerjahre, und die um die Jahrtausendwende Geborenen sind nicht nur weniger, sondern setzen auch andere Schwerpunkte bei ihrer Bildung. Während im Jahr 1992 nur 30 Prozent der Schulabgänger/-innen die allgemeinbildende oder berufliche Schule mit einer Studienberechtigung verließen, ist der Anteil der Studienberechtigten an der gleichaltrigen Bevölkerung aktuell auf rund 60 Prozent gestiegen. Zwar entscheidet sich immerhin ein Viertel von ihnen für die duale Ausbildung. Aber mehr junge Menschen wollen studieren. Als Folge gibt es auch mehr Studierende, die abbrechen. Für beide Gruppen müssen mehr und attraktivere Ausbildungsangebote formuliert werden.

Der statistisch vorhersehbare Fachkräftemangel ist in vielen Branchen schon Realität. Daher werden die Unternehmen vermehrt auch solche Jugendlichen ansprechen müssen, die auszubilden größere Anstrengungen erfordert. Dazu gehören vor allem Hauptschulabgänger mit und ohne Abschluss, darunter viele aus Migrantenfamilien, und jugendliche Flüchtlinge. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) aus 2015 zeigt, dass viele Unternehmen diese Potentiale sehen, sie aber kaum nutzen, weil der zu erwartende Aufwand sie abschreckt.

Dennoch geht kein Weg daran vorbei: die Unternehmen müssen weniger auf die Schulnoten der jungen Menschen als auf ihre tatsächlichen Leistungspotentiale schauen – und sie aktivieren.